Der Lausitzer Nelkenapfel ist ein toller Apfel. Kein Wunder, dass er inzwischen u.a von Slowfood Deutschland e.V. entdeckt wurde und als Passagier in die Arche des Geschmacks aufgenommen wurde. Ich kenne diese Apfelsorte schon seit meiner Kindheit. In der Nähe meines Wohnortes Kleinbautzen gab es eine Straßenallee mit ca. 25 Bäumen. Im Herbst sammelte meine Familie die Äpfel von diesen Bäumen wie viele andere Bewohner*innen der umliegenden Dörfer. Der Nelkenapfel schmeckt frisch und lässt sich lange lagern. Noch im April kann man diesen Apfel bei kühler Lagerung essen und er schmeckt fast noch genauso wie frisch gepflückt. Den Geschmack würde ich als süß und würzig beschreiben. Der Apfel hat eine relativ dichte Zellstruktur und spritzt beim Hineinbeißen. Er enthält viel Saft und hat hohe Oechslewerte, was ihn für die Verarbeitung zu sortenreinem Apfelsaft und zu Apfelbrand interessant macht.
Als ich in Cannewitz mit der Bepflanzung der Wiesen meines Grundstückes mit Apfelbäumen begann, stand der Lausitzer Nelkenapfel ganz oben auf der Liste der zu pflanzenden Bäume. Wegen der langen Haltbarkeit und der tollen Verarbeitungsmöglichkeiten pflanzte ich im Jahr 2012 gleich 25 Bäume. Sie kommen jetzt langsam in den Ertrag. Daneben gibt es immer noch die Straßenbaumallee, von der ich seit Jahren ernte. Durch den Verkauf der Früchte konnte ich im Jahr 2017 einen Autohänger für die Ernte mitfinanzieren und im letzten Jahr gemeinsam mit Stipendiaten des Evangelischen Studienwerkes Villigst e.V. 700 kg der Früchte Martin Wagner von der Sächsischen Spirituosenmanufaktur zur Verarbeitung zu Nelkenapfelbrand übergeben. Daraus entsteht gerade ein Apfelbrand, der „Villigster Geist“ genannt werden wird. Dieses Wort ist ein Synonym für evangelische Hochbegabung des Evangelischen Studienwerkes e.V. in Villigst bei Schwerte. Er soll als Fundraisingprodukt vermarktet werden, um zusätzliche Stipendien zu ermöglichen.
Zu meiner großen Freude fördert auch mein Lausitzer Convivium von Slowfood Deutschland e.V. den Lausitzer Nelkenapfel enorm. So rief die Regionalgruppe z.B. das Jahr 2019 zum Jahr des Nelkenapfels aus. Gemeinsam überlegen wir, wie verstärkt neue Lausitzer Nelkenäpfel an Straßenrändern und auf Streuobstwiesen in der Oberlausitz gepflanzt werden könnten. Auf Niederstamm und schwachwachsende Unterlage veredelt überzeugt die Sorte übrigens nicht. Ihr fehlt die typische kotrastreiche rot-gelbgrün-Färbung. Umso wichtiger ist es, den Hochstammanbau in der Landschaft zu fördern. Die Oberlausitz hat mit dieser Sorte ein echtes Alleinstellungsmerkmal, denn alle alten Bäume stehen hier. Ich möchte mit der Obstpresse in meiner Apfelscheune in Cannewitz gern größere Mengen sortenreinen Apfelsaftes in Bordeauxflaschen produzieren und ihn als Gourmetsaft und touristischen Artikel in der Oberlausitz entwickeln. Ich bin gespannt, ob mir das gelingt. Außerdem engagiere ich mich in Zusammenarbeit mit dem Biosphärenreservat Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft Wartha, deren Partner ich bin, für Neupflanzungen in der Region.
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